dodis.ch/30391
Der schweizerische Botschafter in Washington, A. R. Lindt, an das Politische Departement1

Für Bundesrat Wahlen. Anlässlich meines heutigen Abschiedsbesuches sprach Staatssekretär Rusk in besonders herzlicher Weise seinen Dank für die Vertretung der amerikanischen Interessen in Kuba durch die Schweiz2 aus. Die von der Schweiz geleistete Arbeit sei durch eine Hingabe gekennzeichnet, wie sie im amtlichen Verkehr selten sei. «Wir haben wieder einmal feststellen können, wie notwendig die Existenz eines Staates ist, der sich ausserhalb der politischen Spannungen zu halten versteht und dadurch in der Lage ist, schwierige Aufgaben zu übernehmen, die kein anderes Land erfüllen könnte. Die Schweiz tut dies mit bewundernswerter Selbstverständlichkeit und grosser Sachkenntnis.

Rusk hatte sich die Mühe genommen, vor drei Tagen mit Robert Kennedy über Interhandel3 zu sprechen. Nach dem Attorney General wird die Vergleichsmöglichkeit gegenwärtig mit den Führern des Kongresses sondiert, da die Frage auch innenpolitische Aspekte hat.

Der Staatssekretär äusserte sich besorgt über die Stockung im Integrationsprozess4. Die Erkenntnis der schwerwiegenden politischen Nachteile, die aus einem Scheitern der Beitrittsverhandlungen Englands für den ganzen Westen erwachsen könnten, sollte noch rechtzeitig eine Wiederbelebung des Prozesses ermöglichen.

Auf den 15. Januar hat mich der Präsident zu sich gebeten.

1
E 2804(-)1971/2/6. T Nr. 9 Erhalten: 11. Januar, 08.30.
2
Die Schweiz vertrat die amerikanischen Interessen in Kuba seit dem 6. Januar 1961 vgl. Nr. 107, Anm. 3, in diesem Band.
3
Zu dieser Angelegenheit vgl. Nr. 16, Anm. 1, in diesem Band.
4
Vgl. DDS, Bd. 22, Dok. 123, dodis.ch/30306.