dodis.ch/46620
Le Ministre de Suisse à Berlin, H. Frölicher, au Chef de la Division des A ffaires étrangères du Département politique, P. Bonna1

Bezugnehmend auf Ihr Telegramm vom 12. dieses Monats2 betreffend die unerwünschte Einwanderung österreichischer Emigranten beehre ich mich Ihnen mitzuteilen, dass ich nicht verfehlt habe, Ihren Weisungen entsprechend im Auswärtigen Amte vorstellig zu werden.

Was den Fall der acht Personen aus Wien anbelangt, so versicherte mir der zuständige Referent, Geheimrat Rödiger, dass er selbst bereits mit den innern Stellen wegen unzulässiger Ausstellung von Grenzpassierscheinen in Verbindung getreten sei. Er gab ohne weiteres zu, dass derartige Massnahmen nicht Vorkommen dürften. Sollten sich trotz der Verwendung des Auswärtigen Amtes erneut ähnliche Vorfälle ergeben, so bitte ich um sofortige Verständigung.

Bei meiner Vorsprache hob ich überdies hervor, dass unbedingt eine Regelung getroffen werden müsse, die es der Schweiz ermögliche, einreisende Emigranten zu kontrollieren und zu sieben. Selbst eine ausdrückliche Zusicherung deutscher Stellen, dass die Betreffenden jederzeit wieder vom Reich aufgenommen würden, könne nicht als genügend angesehen werden. Dies erwähnte ich, weil Geheimrat Rödiger eine solche Lösung antönte. Eine besondere Bezeichnung der Pässe von nichtarischen deutschen Staatsangehörigen scheint man hier nicht durchführen zu wollen, da damit den Staaten, die deren Einreise erschweren wollen, ein Mittel in die Hand gegeben würde. Herr Dr. Kappeler wird Gelegenheit haben, im Laufe der nächsten Woche diese Punkte noch des nähern mit dem Vertreter des Auswärtigen Amtes zu besprechen.

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Lettre (Copie): E 2001 (D) 2/114.
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Ce télégramme, rédigé par Rothmund, qui l’avait remis à la Division des Affaires étrangères à l’intention de la Légation de Suisse à Berlin, avait la teneur suivante: Bekannt gebet Auswärtigem Amt neue Fälle Emigranten. Acht Emigranten aus Wien mit österreichischen Pässen illegal von Lörrach nach Basel gekommen. Von Basler Polizei nach Lörrach zurückgeführt und deutscher Polizei übergeben. Von dieser nach Waldshut gebracht. Dort Grenzpassierscheine mit falscher Angabe Wohnort Grenzgebiet erhalten und wieder in Schweiz geschickt unter Drohung, bei Wiederkommen nach Dachau verbracht zu werden. Mittellose österreichische Emigranten mit deutschen Pässen, ausgestellt in Lörrach, Köln, Trier und Aachen in Schweiz eingetroffen. Eintreffen täglich illegal bis 50 Emigranten. Viele von deutscher Grenzpolizei überstellt. Insistieret auf Abstellung Unregelmässigkeiten und Weisung an alle deutschen Stellen in Wien und an Grenze, dass Emigranten ohne schweizerische Einreisebewilligung von Ausreise nach Schweiz abgehalten werden.