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«Zur Sache selbst:
1. Die heute unter deutscher Führung stehenden russischen Verbände rekrutieren sich zu einem sehr erheblichen Teil aus Freiwilligen. Sie entstammen den Randvölkern der Sowjet-Union und sind zum Teil als Islamiten auch durch den Grossmufti von Jerusalem propagandistisch beeinflusst worden. Ihre Angehörigen sind zum grössten Teil Krieger- und Söldnernaturen, für die Krieg und Plünderung Anreiz genug bot, sich unter irgend einer Flagge an werben zu lassen.
2. Die deutschen Versuche, zum Kampfe gegen die Sowjet-Union grosse russische Verbände zu organisieren, sind gescheitert. Die Wlassow-Kosaken stellen nur einen kleinen Teil der von den Deutschen ursprünglich zur Aufstellung vorgesehenen russischen Hilfstruppen dar. Das beweist, dass sich der grösste Teil der russischen Kriegsgefangenen dem deutschen Druck nicht unterzogen hat. Wenn es daher auch - wie Herr Brüschweiler schreibt - richtig sein mag, dass die Wlassow-Kosaken gezwungenermassen in deutsche Dienste getreten sind, so dürfte die Freude am Söldnerdasein zu ihrer Bereitwilligkeit mindestens ebensosehr beigetragen haben. Es kann in diesem Zusammenhang im übrigen auf die allerdings noch unbestätigte Meldung hingewiesen werden, wonach drei russische Offiziere in Lyon eingetroffen seien, um die Verwendung übergetretener und gefangengenommener Teile der Wlassow-Kosaken gegen Deutschland zu prüfen.
3. Auch Herr Brüschweiler leugnet nicht, dass die Wlassow-Kosaken überall, wo sie eingesetzt worden sind, einen ausserordentlichen Terror ausübten und sich durch grösste Brutalität und Grausamkeit auszeichneten. Dieses Verhalten muss u/E. - wenn man die bisherigen Richtlinien über die Zulassung weiter beachten will - zur Ablehnung jeder Lockerung der gegenwärtigen Ordnung führen.
4. Im übrigen darf wohl darauf hingewiesen werden, dass unsern Lande aus der Zulassung der Wlassow-Kosaken unangenehme Verwicklungen entstehen können. Soweit sie nämlich von den Sowjetbehörden als Landesverräter betrachtet werden, wäre ihr Schicksal zweifellos besiegelt, wenn die Schweiz sie nach dem Kriege wieder an die Grenze stellen würde. Andererseits handelt es sich um derart unerwünschte Elemente, dass von einem dauernden Asyl bei uns keine Rede sein kann. Weisen wir die Wlassow-Kosaken jetzt schon zurück, so haben sie immer noch die Möglichkeit, sich zur gegebenen Zeit in Zivil den russischen Kriegsgefangenen anzuschliessen und im allgemeinen Chaos unerkannt zu bleiben oder aber auf Seite der Alliierten in den Kampf zu treten und auf diese Weise wieder gut zu machen, was sie in den Augen Sowjet-Russlands gesündigt haben.»
Das Armeekommando ist somit der Ansicht, dass auch die Eingabe des Georges Brüschweiler keine Änderung unserer Massnahmen hinsichtlich der Behandlung der Wlassow-Kosaken herbeiführen kann. Es wäre uns aber trotzdem gedient, auch die Stellungnahmen Ihrer beiden Departemente zu dieser Angelegenheit zu kennen, bevor wir endgültig unsere seinerzeitigen Verfügungen bestätigen4.