dodis.ch/6001Der schweizerische Gesandte in Wien, P. A. Feldscher, an den Chef der Abteilung für Politische Angelegenheiten des Politischen Departements, A. Zehnder1

Lieber Herr Zehnder,

Vor allem meinen ganz besonderen Dank für die so wertvolle Information, die Sie mir zur Verfügung zu stellen die Güte hatten. Ich lasse die Schriftstücke anbei wieder an Sie zurückgehen und möchte Sie bitten, diesen Informationsfaden nicht abreissen zu lassen. Für die Erfüllung meiner Aufgabe ist es in der Tat von grösstem Wert, über die weitere Gestaltung des Verhältnisses der Schweiz zu den beiden Blockgebilden, die in immer stärkeren Gegensatz zu geraten drohen, unterrichtet zu werden.

In meiner letzten Besprechung mit Herrn Minister Gruber habe ich es vermieden, auf die Bemerkung zurückzukommen, die er mir z.Zt. hinsichtlich der Notwendigkeit eines Zusammenschlusses der mitteleuropäischen Staaten machte, er selbst ist auf diese Frage ebenfalls nicht mehr eingegangen.

Hier munkelt man von Zeit zu Zeit von bevorstehenden kommunistischen Putschen – wie z.B. jetzt für den Monat Januar –, doch lege ich den Gerüchten kein grosses Gewicht bei. Indessen sind manche Leute besorgt, sich rechtzeitig mit Visas etc. auszurüsten.

Für heute möchte ich Sie nur noch bitten, für sich selbst und die verehrte Frau Zehnder von meiner Frau und mir die herzlichsten Wünsche zum neuen Jahre entgegenzunehmen, das im besondern in gesundheitlicher Beziehung keinen Grund zu Klagen mehr geben möge!

Mit den besten Grüssen bin ich

Ihr freundschaftlich ergebener

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Schreiben: CH-BAR#E2802#1967/78#252*.